- Ruodlieb
- Ruodlieb,Titelheld des mittellateinischen Epos, das im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts im Kloster Tegernsee verfasst wurde. Das Autograph des anonymen Dichters und die originale Reinschrift sind in Bruchstücken mit insgesamt 2 342 leoninisch gereimten Hexametern erhalten; jedoch fehlt v. a. der Schluss des Werkes. Erzählt wird in lebendiger, nicht antikisierter Sprache und mit Liebe zum realistischen Detail von einem Ritter Ruodlieb, der sich im Dienst eines fremden Königs lernend bewährt, nach Rückkehr in die Heimat in drei miteinander kontrastierenden Bewährungssituationen die Tugenden und Fertigkeiten eines christlichen Ritters zeigt, v. a. Selbstbeherrschung und Weisheit, die ihn für ein ideales Herrschertum prädestinieren. Der durch seine frei erfundene Handlung und gegensätzliches Verhaltensmuster einzigartige Fürstenspiegel nimmt, wenn auch ohne Nachwirkung, den im 12. Jahrhundert sich ausbildenden höfischen Ritterroman in den Volkssprachen vorweg.Ausgaben: Ruodlieb. Faksimile-Ausgabe des Codex Latinus. .., bearbeitet von W. Haug, 2 Teile (1974-85); Ruodlieb, übersetzt und herausgegeben von F. P. Knapp (1977, mittellateinisch und deutsch).B. Vollmann: R. (1993).
Universal-Lexikon. 2012.